Der Papst reagiert auf neue wissenschaftliche
Erkenntnisse. Damals, bei Galilei ging das noch
nicht so schnell. Heute geht es um den
Klimawandel – wo Eile geboten ist.
Papst Franziskus hat in einer Enzyklika (ein mahnendes Rundschreiben) die Weltgemeinschaft zu einem fundamentalen Umdenken und jeden Einzelnen zu einem umweltbewussten und nachhaltigen Lebensstil aufgefordert. Es ist das erste Mal, dass der Heilige Vater ökologische Fragen in den Mittelpunkt eines so verbindlichen Dokuments stellt. Das Dokument mit dem Titel „Laudato si“ (Gelobt seist Du) gilt deswegen schon als Umweltenzyklika (Quelle: kath.de).
359 Jahre dauerte es, bis die Katholische Kirche Galileo Galilei rehabilitierte, der behauptete, nicht die Erde, sondern die Sonne sei der Mittelpunkt der Welt (was damals allerdings auch schon nichts Neues und längst von der Kirche akzeptiert war).
359 Jahre – so viel Zeit haben wir nicht, um zu warten, bis der Letzte die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel beherzigt. Schon in 35 Jahren, bis 2050, müssten die globalen Emissionen von Kohlendioxid um 48 bis 72 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000 sinken. Nur dann erreicht die Menschheit das Ziel, den Anstieg der Erderwärmung auf weniger als zwei Grad gegenüber dem Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Schon in diesem Jahr müssten die globalen Emissionen sinken.
Doch davon keine Spur. Ein Beispiel, das dieser Tage Thema in den Medien gewesen ist: der Müll. 617 Kilogramm Müll verursacht jeder Deutsche im Jahr.
Bei einem Besuch eines Freilichtmuseums, in dem alte Bauernhäuser und die damalige bäuerliche Ökonomie von vor etwa 150 Jahren dargestellt wurden, ist mir folgender Satz auf der Schautafel in Erinnerung geblieben: „Es gab keinen Müll“.
Das werden wir vermutlich nie mehr schaffen, auch wenn heute viel von Kreislaufwirtschaft und Schlagworten wie „Cradle-to-Cradle“ die Rede ist. Aber: Es darf auf gar keinen Fall mehr Müll geben, sondern weniger. Und zum Müll zählt auch das CO2, das wir in der Atmosphäre deponieren.
Es sieht so aus, als ob sich der Lebensstil derjenigen, die 600 Kilo Müll und mehr im Jahr produzieren, deutlich ändern müsse. Ob das weltliche Dogma vom Wirtschaftswachstum hierzu passt, ist fraglich, auch wenn es schon gelungen ist, Wachstum von Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.
Auf jeden Fall drängt die Zeit. Und wenn die Kirche, eine Jahrtausende alte Institution beginnt zu drängen, drängt es wirklich. Das ist auch der Grund für die mahnenden Worte des Papstes.