Der Wiedehopf, der Wiedehopf…

…gewinnt selbst den Blumentopf „Vogel des Jahres 2022“.


Es ist so wie bei uns Menschen: Germany’s Next Topmodel wird nicht, wer am eindringlichsten vor der Klimakrise warnt, sondern wer die Schönste im ganzen Land ist. Jedenfalls nach Meinung der Jury.

So muss es beim Wiedehopf ebenfalls gewesen sein. Denn er ist wohl einer der schönsten Vögel, die in Deutschland vorkommen, sofern man in der Natur von „schön“ sprechen kann. Schließlich kann die Nacktschnecke nichts dafür, dass sie keine bunten Federn hat.

Also, die äußeren Werte zählen doch. Beim Wiedehopf ist es der imposante Schopf, der beeindruckende Schnabel und das leuchtende Orangerot des Gefieders. Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland e. V. (Nabu), ist davon überzeugt, dieser Vogel habe es aufgrund seiner spektakulären Erscheinung auf den ersten Platz bei der „Volksabstimmung“ zum „Vogel des Jahres 2022“ geschafft1.

Der Nabu und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) organisieren diese Wahl und stellen eine Kandidatenliste zusammen. Der Wiedehopf erhielt bei der Abstimmung 45.523 Stimmen (31,9 Prozent), es folgten die Mehlschwalbe auf Platz zwei, danach der Bluthänfling, der Feldsperling und der Steinschmätzer.

2021 ist das Rotkehlchen auf Platz eins gelandet. Das war die erste Urwahl eines Jahresvogels. Davor bestimmten Ornithologen und andere Experten den Favoriten. Damals habe ich2 geschrieben, von der Aktion „Vogel des Jahres“ müsse ein Signal ausgehen. Man müsse damit auf eine besonders seltene und/oder gefährdete Art aufmerksam machen. Dass es 2021 die gewöhnliche Stadttaube auf einen der vorderen Plätze geschafft hat, hielt ich ebenfalls für eine reduzierte Wahrnehmung der Natur durch Stadtmenschen.

Was mich nun richtig umtreibt: Ich sah noch nie einen Wiedhopf. Obwohl ich ja kein Stadtmensch und echt oft draußen bin. Insofern ist der Wiedehopf (Upupa epops3)trotz seiner markanten Federhaube die richtige Wahl: selten und gefährdet. Zumindest in Deutschland, wo er dort vorkommt, wo es am wärmsten ist, zum Beispiel in Rheinhessen und am Kaiserstuhl bei uns in Baden-Württemberg. Laut Nabu gibt es noch rund 800 bis 950 Brutpaare. Zum Vergleich – der Haussperling kommt auf etwa eine halbe Million. Was die Gefährdung angeht, so ist es das alte Lied, das zu singen, ich nicht müde werde: die schrumpfenden Lebensräume.

A propos „altes Lied“: Die Überschrift erinnert an das alte Kinderlied „Die Vogelhochzeit“. Einer der Verse lautet:
Der Wiedehopf, der Wiedhopf,
der bringt der Braut nen Blumentopf.‘
Fideralla!


1 nabu.de, 18.11.2021: Der Wiedehopf ist der Vogel des Jahres 2022
https://www.nabu.de/news/2021/november/30772.html

2 zabota.de, 24.03.2021: Deutschland sucht den Supervogel
http://zabota.de/?p=1019

3 Zum Nabu-Artenporträt „Wiedehopf“
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/wiedehopf/


Foto: Nabu