T-Bone in Tupper

4053_232xf_01Leben nach der Plastikpelle – warum Sie beim Metzger immer
ein Plastikschüsselchen (z. B. von Tupperware) dabei haben sollten.
Ganz einfach – um dem Verpackungsirrsinn ein Ende zu setzen.


Eigentlich sind wir ökologisch gesehen ein eher unterdurchschnittlicher Haushalt. Das heißt, unser Stromverbrauch liegt unter dem Durchschnitt, wir fahren weniger, fliegen gar nicht, kaufen beim Bauern usw. Daher bin ich einigermaßen überrascht, dass sich bei uns die Gelben Säcke stapeln.
Die Säcke sind gut gefüllt mit Verpackungsmüll. Man kann heutzutage ja praktisch nichts kaufen, ohne die gleiche Menge Verpackung dazu zu bekommen. Wobei der Metzger ja noch der am wenigsten schlimmste ist, wenn er Wurst und Fleisch in ein (plastikbeschichtetes) Papier einwickelt und beides in eine Papiertüte packt. Die schlimmsten sind die Discounter. Wenig Menge, viel Plastik. Wenig fehlt noch, dann werden die feinen Scheiben des Serrano-Schinkens einzeln verpackt. Was immer in der Küche zubereitet wird (natürlich keine Fertiggerichte) – unter einem halben Sack geht gar nichts. Dabei versuchen wir schon, zum Beispiel Paprika offen zu kaufen und nicht im folierten Dreierpack, ebenso die Gurke.
Bei Lebensmitteln könnten hin und wieder Hygieneregeln als Argument für das Plastikmäntelchen gelten. Aber bei Non-Food? Warum ein Buch eingeschweißt sein muss, ist mir ein Rätsel und ein Graus. Neuerdings bringt der Briefträger den Prospekt des Real-Supermarktes zusammen mit der Post-Einkaufs-Postille in Folie verpackt. Wenn alle Briefe, Zeitungen, Magazine und Prospekte eingeschweißt wären, würden sich unsere Säcke noch höher stapeln. Und in anderen Ländern, die Gelbe Säcke nicht einmal kennen, ist alles noch viel schlimmer. So sind Müllberge Plastikberge und Müllozeane Plastikozeane.
Eigentlich müsste eine ganz radikale Lösung her: die Null-Verpackung, Zero-Emballage, das totale Einweg-Verpackungsverbot für Plastik und für Metall und Glas gleich mit.
Gäbe es ein Leben nach der Plastikpelle?
Klar. Zum Metzger geht es dann nur noch mit zwei verschließbaren Plastik- oder Metallschalen, eine für Fleisch, eine für Wurst – das T-Bone-Steak in Tupper. Für Käse reicht in der Regel Papier oder eine weitere Box, mindestens tausendmal verwendbar, wobei es außer Tupperware auch andere gute Hersteller gibt.
Getränke gibt es nur noch in Bügelflaschen zum Auffüllen, ausgenommen Mehrwegglasgebinde (z. B. Mineralwasser, Säfte, Bier). Getränkedosen sollten schleunigst ganz verschwinden. Wer dann doch „Reiseproviant“ braucht, bekommt gegen ein hohes Pfand eine Glasflasche mit dem Getränk und das Vesper in der Papiertüte wie beim Bäcker. A propos Bäcker. Zum Baguette gab es zu meiner Zeit in Frankreich nur ein einziges dünnes Blättchen Papier zum Halten. Die Supermarkt-Weißbrotstange kommt in der Vollplastikhülle daher.
Bei 150 g Bio-Bergkäse in Scheiben vom Discounter kommen knapp 15 g Plastik dazu. Eine Mehrweg-Plastik-Box, die im Prinzip ewig hält, wiegt 150 g, das heißt, nach zehn Wochen hat sie sich materialmäßig amortisiert.
Auch bei Non-Food könnte das Motto lauten: Zurück zur losen Ware. Natürlich verstehe ich, warum in einem Elektronikmarkt alles im Hartplastikpanzer eingeschweißt ist. Die Argumente lasse ich aber nicht gelten.
Es muss auch ohne Verpackung gehen. Dieser Tage hat in Berlin ein Supermarkt eröffnet, der es ganz ohne Verpackung versuchen will (original-unverpackt.de).
Es muss auch ohne Plastik gehen. Es geht auch (fast) ohne Plastik. Denn eigentlich ist Plastik ein wunderbarer, praktischer Stoff. Zu schade für die Ex-und-hopp-Wegwerf-Gesellschaft. Zu schade für den Gelben Sack.