Wie wäre es mit einer Flüchtlingsquote?

Refugees Evacuee War ClipartsNur ein Vorschlag, zum Weiterdenken:
Betrieben wird künftig eine
Flüchtlingsquote auferlegt.

„Integration durch Arbeit“, „Lösung des Fachkräftemangels“ – das sind die zwei Ideen, die Anstoß zu diesen Überlegungen gaben.
Und die Not der Flüchtlinge.
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung läuft gerade ein ergreifender Fortsetzungs-Comic: „Der Traum von Olympia“ von Reinhard Kleist. In Folge 36 (FAZ vom 12.09.2014) sagt ein afrikanischer Flüchtling: „Ich will auch arbeiten. Vielleicht ein Jahr oder zwei und dann komme ich nach Hause und habe genug Geld, um für meine Familie ein schönes Haus zu bauen. Ein Freund von Freunden ist auch nach Europa gegangen und als er zurückkam war er reich, habe ich gehört. Europa ist das Paradies. Dort gibt es Arbeit.“
Egal, was sich hier einer zusammenträumt – entscheidend ist sein Wunsch: „Ich will arbeiten.“
Die Gesellschaften in Europa, vor allem in Deutschland, sollten sich langsam mit der Tatsache vertraut machen, dass wahrscheinlich die Mehrzahl dieser Bootsflüchtlinge Arbeit sucht. Stattdessen wird hierzulande in alten Kategorien gedacht: Flüchtling? Verfolgt? Kennen wir. Hatten wir früher auch. Dafür gibt’s Asyl.
Das Dumme ist: In Staaten wie Mali, Niger oder Somalia wird man selten verfolgt. Man verhungert öfters.
Das ist aber leider kein Grund für die Gewährung von politischem Asyl.
Wir haben es also mit Menschen zu tun, die Arbeit suchen und wo sonst sollte man die hintun, als in die Betriebe. Das führt zur Flüchtlingsquote für Unternehmen, eine Quote, wie es sie ähnlich für Behinderte gibt.
Sie könnte so aussehen: Unternehmen, eventuell von einer bestimmten Größe an, müssen pro 100 Beschäftigen (vielleicht auch pro 1000) eine bestimmte Anzahl von Flüchtlingen einstellen.
Als der Geschäftsführer der der Freitag Mediengesellschaft (und Chefredakteur und Spiegel-Kolumnist) Jakob Augstein kürzlich schrieb, Europa solle mehr Flüchtlinge aufnehmen (SPON, 14.04.2014), fragte ihn ein Leser im Debattenbeitrag: Wievielen geben Sie denn einen Arbeitsplatz beim Spiegel?
Das ist der springende Punkt: Wer sonst kann Arbeitssuchenden Arbeit geben als die Arbeitgeber/Unternehmer/Vorstände/Geschäftsführer?
Natürlich wird ein Aufschrei durch deren Reihen gehen.
Sie werden fragen wollen: Warum wir? Aber das ist ja geklärt.
Eine weitere Frage der Arbeitgeber/Unternehmer/Vorstände/Geschäftsführer wird sein: Wie?
Keine Ahnung. Wie hoch die Quote ist und ob man sich freikaufen kann (Flüchtlingsausgleichs-Abgabe)? Keine Ahnung. Das müsste die Bundesregierung alles noch festlegen, wobei, zugegeben, die Gefahr groß ist, dass ein bürokratisches Monster entsteht.
Die Frage, was die Flüchtlinge als frisch gebackene Arbeitnehmer tun sollen, dürfte nicht aufpoppen. Arbeiten, wie Arbeiter. Oder lernen, wie Lehrlinge. Nach Feststellung der Ausgangsqualifikation wird sich schon etwas finden. Es gab Zeiten, da wurden Dienstboten, Hofkehrer und Vesperholer gebraucht. Es gab übrigens auch Zeiten, in denen die Arbeitgeber ihren Arbeitern nicht nur Arbeit gaben, sondern auch noch eine Wohnung. Arbeiterwohnheime, Arbeitersiedlungen, schon gehört?
Nun sind die Zeiten ziemlich neoliberalistisch geworden, da gilt Fürsorge schnell als Ballast. Wer sich dieses Ballastes so radikal befreit, sollte aber auch nicht allzu laut über Arbeitskräftemangel klagen.

Schließlich wird es nicht zu vermeiden sein, dass auch einmal Arbeitgeber/Unternehmer/Vorstände/Geschäftsführer die Frage stellen: Ist das gerecht?
Keine Ahnung. Jedenfalls nicht ungerechter wie wenn Bürgermeister einen Anruf bekommen, tags darauf würden zwei Busse mit hundert Flüchtlingen eintreffen, die sie zu versorgen hätten. Wobei die jetzt zuständigen Kommunen wirklich nur versorgen können (was schon viel ist) – Arbeit können Sie diesen Menschen kaum besorgen.
Wer will, kann an diesem Vorschlag weiterarbeiten.

Nachtrag1: Das meinen die Arbeitgeber dazu.
Nachtrag2: Die Esta Apparatebau GmbH & Co. KG, Senden, hat eine Zwei-Prozent-Quote
eingeführt. Von den 175 Arbeitsplätzen sollen vier mit Flüchtlingen besetzt sein.
Zwei Syrer hat der Unternehmer Peter Kulitz bereits eingestellt (ST, 15.12.15).

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