Eine Kaffeemaschine für 5000 Euro.
Vielleicht ein Grund,
über den Begriff „sündhaft teuer“
nachzudenken.
Eine Kaffeemaschine für 5000 Euro? Na und, werden Sie vielleicht sagen. Natürlich kann man noch mehr Geld für ein solches Gerät ausgeben. Wovon ich hier aber schreibe ist ein Kaffeebereiter für den gewöhnlichen Haushalt, nicht für die Gastronomie.
Genau genommen geht es nicht um Kaffee, sondern um Espresso. Den perfekten Espresso. Angeblich. Es ist ja nicht damit getan, 5000 Euro auf den Tisch zu legen. Nein, die Maschine müsse auch in Hände gelangen, die wissen was sie tun, heißt es in der Werbung für das Gerät. Die Beschreibung dessen was sie tun, ist dann ein technisches Blabla über Druck und Druckprofile.
Es gibt nichts über einen guten Kaffee oder einen guten Espresso. Die wichtigste Zutat hierfür ist aber, oh Wunder, eine gute Bohne. Die Herkunft, die Röstung, das Mahlen. Wir legen auch Wert auf Fairtrade und Bio, obwohl letzteres bei der Bohne eigentlich keine Rolle spielt.
Das Gerät zum Zubereiten ist zweitrangig. Der Durchschnittsdeutsche nutzt wahrscheinlich die Durchlaufmaschine mit Papierfilter (30 Euro), beliebt sind auch Kaffeebereiter mit Drücksieb (30 Euro), für den Espresso gibt’s die Caffettiera aus Aluminium (10 Euro) und noch Tausend Geräte mehr. Auch Kaffeepulver in eine Tasse, heißes Wasser drüber, umrühren, schmeckt nicht schlecht (0 Euro).
Null Euro? Das erinnert an Diogenes, der selbst einen Becher ablehnte, weil man auch aus der hohlen Hand trinken könne. Die wenigsten von uns sind Diogenes und gegen einen einfachen Holz- oder heute Pappbecher oder ein einfaches Glas ist nichts einzuwenden. Aber ein goldener Becher mit Edelsteinen für 5000 Euro?
Da sind wir wieder bei der Kaffeemaschine für 5000 Euro. Und beim Sinn von Luxus. Es schmeckt aus der hohlen Hand nicht besser als aus dem goldenen Becher und für 0-Euro-Investition in technische Geräte gibt es auch einen guten Kaffee.
Für solche Sachen, die wenig bringen aber viel kosten, verwendet man ab und zu, selbst heute noch, den Begriff, „sündhaft teuer“. Eigentlich kann auch vieles andere „sündhaft“ sein, aber im Zusammenhang mit teuer hat sich der Begriff bis heute im Sprachgebrauch gehalten. Das ist deswegen erstaunlich, weil das Sündhafte, die Sünde, scheinbar aus dieser Welt verschwunden ist. Sünde ist eine religiöse Kategorie, die für immer weniger Menschen eine Rolle spielt. Im Gegenteil. Man kokettiert heute mit der Sünde. Geiz ist geil…
„Sündhaft teuer“, harmlose zwei Wörtchen, die uns vielleicht noch daran erinnern, dass Luxus immer nur gut ist.
„Sündhaft teuer“, ein kleines sprachliches Mahnmal, dass zu viel Geld für Sinnloses nicht gut ist.