Obwohl sie als erste absaufen,
freuen sich die Seycheller über
jeden Flugtouristen.
Man muss da ein wenig Ordnung hineinbringen. Also, das mit dem Absaufen waren streng genommen die Malediver. Ein „Sei’s drum“ ist hier dennoch nicht verkehrt, weil sowohl die Seychellen als auch die Malediven im Indischen Ozean liegen, dem es grundsätzlich wurscht ist, wen er dereinst überspült.
Loben muss man sowohl die Malediven als auch die Seychellen.
Die Malediven haben als erstes Land der Erde darauf aufmerksam gemacht, dass sie von einem Anstieg des Meeresspiegels durch klimatische Veränderungen, massiv bedroht sind. Bei allen internationalen Konferenzen zu diesem Thema spricht sich die Delegation dieses Landes daher für eine Begrenzung des CO2-Gehaltes aus.
Die Seychellen sind wahrscheinlich nicht weniger vom Untergang bedroht, obwohl einige Inseln recht bergig sind (der höchste Berg misst hier 905 m ü. d. M., auf den Malediven zwei Meter). Dennoch gehen die Seychellen ökologisch mit gutem Beispiel voran: Naturschutz hat Verfassungsrang und fast 60 Prozent der Landesfläche stehen unter Naturschutz.
Beide Länder setzen stark auf den Tourismus, der jeweils ein Drittel des Bruttoinlandprodukts umfasst und vielen Menschen Arbeit und Brot gibt. Die Seychellen waren 2015 Partnerland der Messe CMT in Stuttgart und gaben bekannt, dass der Anteil deutschsprachiger Gäste enorm wächst.
Nun ist es doch etwas verwunderlich, dass beide Inselgruppen so stark auf Flugurlauber setzen (mit Yachten kommen nur ganz wenige), wo der der Flugverkehr einer der wichtigsten Treiber der Klimaerwärmung ist.
Hier muss man unterstellen, dass es eben eine Klimaerwärmung gibt und dass diese von Menschen verursacht wird, wovon nicht alle so überzeugt sind wie die Malediver. Manche meinen, Klimawandel habe es schon immer gegeben, was im Prinzip ja stimmt, nur wohnten nicht immer so viele Menschen auf der Erde, dazu noch an den Küsten und mit hochsensibler Infrastruktur.
Jedenfalls entstehen laut Atmosfair durch einen Flug von Frankfurt auf die Seychellen und zurück pro Person 4170 Kilogramm CO2, durch einen Flug auf die Malediven sind es 4930 Kilogramm. Dafür könnte eine fünfköpfige Familie mit einem älteren Pkw (220g CO2/km) immerhin 112.000 Kilometer weit fahren. Die sieht man, wie umweltfreundlich Autofahren ist!
Jedenfalls ist sich die Menschheit, darin einig, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu beschränken, sonst könnte es richtig gefährlich an den Küsten und sonstwo werden. Um das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen, darf der Mensch nur noch eine bestimmte Menge CO2 in der Atmosphäre „deponieren“. Umgerechnet auf den Einzelnen sind das rund 2300 Kilogramm pro Jahr bis 2050.
Nun entsteht bei einem Malediventrip mehr als das doppelte des Verträglichen. Ob das gut ist, muss jeder für sich entscheiden. Wer bin ich, um hier Ratschläge zu erteilen? Vielleicht will man ja ein paar Monate auf diesen schönen tropischen Inseln verbringen, dann relativiert sich das Ganze.
Verwerflich wäre vielleicht ein Wochenendtrip. Ein solcher wurde kürzlich allen Ernstes in der Magazinbeilage einer großen Tageszeitung propagiert. Aber: Es ging um Mauritius (dito Indischer Ozean, 5500 kg CO2/Person).
Seychellen, Malediven, Mauritius – diese Inseln sind vom Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel extrem gefährdet. Reinen Herzens sollte man sich dort über die Fliegerei nicht freuen können.