Die Autoindustrie schreit
nach Subventionen.
Wo sind die
Wirtschaftsliberalen?
Es ist normalerweise eine Sache des Preises. Habe ich nicht irgendein Produkt, nein, sondern ein hipes, ultracooles Produkt, das mir die Käufer aus den Händen reißen, dann kann ich auch einen ordentlichen Preis dafür verlangen. Ordentlich teuer. In der Fachsprache heißt das Skimming Pricing. Abschöpfungspreis-Strategie.
Wobei hip nicht einmal reicht, das Produkt sollte außerdem einen ordentlichen Mehrwert bieten und nagelneu sein. Nie dagewesen! Der erste im Markt? Sehr gut! Dann könnte der Rubel rollen.
Beispiel: Das iPhone von Apple. Es kostet gut dreimal so viel wie ein anderes Smartphone, dennoch grenzten die Verkaufszahlen voriges Weihnachten an das Unfassbare.
Und das kann man von Elektroautos nun gerade nicht sagen. Im Gegenteil – es sind Ladenhüter. Richtige Ladenhüter. Obwohl sich zum Beispiel BMW relativ viel Mühe gegeben hat, mit dem i3 ein cooles Car hinzustellen. Und da sich nicht einmal das besonders gut verkauft, fordert BMW-Chef Norbert Reithofer „politische Hilfe“ (FAZ, 19. März 2015). Kostenlose Ladestationen, freie Fahrt auf Busspuren und so, aber sicher wäre auch eine kleine Prämie für Käufer nicht unwillkommen. So wie in Frankreich.
Dass solche Forderungen, aus einer Branche kommen, die derzeit in Geld schwimmt, gilt leider nicht als politischer Skandal. Auch die Wirtschaftsliberalen sind nirgends. Sonst schreien sie ja immer als erste, wenn der Staat in das Marktgeschehen eingreift, vor allem, wenn „kleine Leute“ die Begünstigten sind.
Die Autoindustrie begründet staatliche Hilfe gerne damit, dass man vom Staat ja sozusagen gezwungen wäre, Elektroautos anzubieten, nämlich über die immer strengeren Abgasvorschriften. Nun, das ist kein Argument. Wenn beispielsweise das Amt für Abfallwirtschaft des Landkreises neue Mülleimer vorschreibt, obwohl die alten tipptopp sind, wer zahlt die? Wir kleinen Leute!
Also zahlt, wer fahren will, die Straße, die Infrastruktur, alle internen sowie externe Kosten, und natürlich den fahrbaren Untersatz.
Es ist, wie gesagt, eine Sache des Preises. Und da das Elektroauto noch nicht mit dem Benzinauto Schritt halten kann, muss es eben billiger sein. Und zwar deutlich billiger, um Erfolg zu haben.
Der Golf, das Auto zum Beispiel. Das günstigste Benzinmodell kostet 17.650 Euro, der Einstieg in die Elektromobilität mit dem E-Golf erfordert 34.900 Euro, Ausstattungsunterschiede nicht berücksichtigt.
Immerhin ist Volkswagen modellmäßig auf dem richtigen Weg. Es ist sinnlos und Geldverschwendung eigens Elektroautos zu konstruieren, wie den i3 von BMW oder den Zoé von Renault. Der Elektromotor ist ein zusätzlicher Antrieb nach dem Otto-, Diesel- und Gasmotor. Daher ist es nur logisch, möglichst viele bestehende Modellreihen alternativ mit einem Elektromotor anzubieten, möglichst zuerst die ohnehin erfolgreichen, bei BMW den X1, bei Renault den Captur.
Und schließlich sollten die Herren von der Automobilwirtschaft mit den Herren der Energiewirtschaft sprechen. Wie kommt Herr Reithofer auf die Idee, der Staat solle Ladeinfrastruktur subventionieren? Baut der Staat Tankstellen? Nein. Die, die Benzin verkaufen wollen, bauen Tankstellen. Also sollen die, die Strom verkaufen wollen, Ladestationen bauen. Die Stromkonzerne suchen doch ohnehin nach einem neuen Geschäftsmodell.
Und die Sache mit dem Preis gilt auch für Strom. Wenn Strom relativ billiger ist als Benzin, dann läuft das Elektroauto.