910 Gramm Prospekte

WerbeflutProspekte, Prospekte, Prospekte
verstopfen den Briefkasten.
Wer will das?
Dieser Tage kam ein dickes,
auffallend schweres Bündel…


Dieses dicke Bündel Papier war der Anlass, einmal nachzuwiegen: 910 Gramm wog es und blieb nicht das einzige.
Pro Woche scheinen in einem Haushalt wie dem unseren mindestens ein Kilo Prospekte, Flyer und Gratiszeitungen zu landen. Also mindestens ein Zentner im Jahreslauf. Ein schwerwiegender Grund, darüber nachzudenken.
Eigentlich ist es kein Problem, die Werbeflut zu stoppen. Ein Aufkleber „Keine Werbung (bitte)“ auf den Postkasten, vielleicht noch ein Eintrag in die Robinson-Liste und schon hat man im Großen und Ganzen seine Ruhe.
Der Grund, genau das nicht zu tun, heißt Albrecht Müllerschön. Albrecht Müllerschön (Name von der Redaktion geändert) ist der freundliche Herr, der bei uns einen Großteil der Prospekte austrägt. Wir haben eine Bank vor dem Haus, da setzt er sich ab und zu mal hin, und raucht eine. So ergibt sich mancher kleine Plausch.
Ohne die Prospekte wäre Herr Müllerschön, zwar nur einen Nebenjob, aber doch einen Job los. Und da wäre er nicht der einzige. An diesen Prospekten hängen Zusteller, Verteiler, Grafiker, Drucker, Papierhersteller und was weiß ich wer noch.
Wie bei allen Ökodebatten ist es auch hier schwierig, eine Ökodebatte von Zaun zu brechen, vor allem, wenn man selbst ein Magazin herausgibt, das eine Auflage von 100.000 Exemplaren hat, was 33 Tonnen Papier entspricht.
Und überhaupt: Prospekte müssen keine Plage sein. Manche sind richtig gut gemacht und manche Leute gucken sie gerne an.
Mir jedoch sind Prospekte ein Dorn im Auge und ich werde die Ökodebatte vom Zaun brechen.
Und zwar genau wegen des enormen Papierverbrauchs. Ein Kilo bedrucktes Papier pro Woche macht rund 50 kg im Jahr pro Haushalt. Bei 40 Millionen Haushalten in Deutschland sind das zwei Millionen Tonnen (in Zahlen: 2.000.000 t).
Anders gesagt: Angenommen, man bräuchte für diese 50 kg Prospekte einen Baum, in der Regel eine Fichte (http://wald.org/papier/hinter01.php), dann sind das 40 Millionen Bäume, für jeden Haushalt einen. Bei etwa 300 Bäumen pro Hektar sind das 130.000 Hektar, also 1300 Quadratkilometer Wald.
Nur für Prospekte. Jährlich. In Deutschland.
Und zwar für nichts und wieder nichts.
Klar hat der eine oder andere Kaufmann immer mal wieder etwas zu annoncieren. Besondere Ware, besondere Aktionen.
Inzwischen gibt es aber für jede Banalität einen Prospekt, regelmäßig jede Woche, tagtäglich, von jedem Discounter, jeder Supermarktkette, jedem Möbelhaus, jedem Laden.
Es ist eine Prospektschlacht im Gange, mit der niemand aufhören will, vor lauter Angst, mal `nen Euro Umsatz zu verlieren.
Die 50 Kilo Prospekte sind etwa ein Fünftel des Pro-Kopf-Verbrauchs an Papier (siehe WWF).
Die Frage ist, was muss sein und was nicht.
Muss man Zeitungen lesen?
Ja, ohne Zeitungen bzw. freie Presse keine Demokratie.
Muss man Bücher lesen?
Ja, denn ohne Bücher keine Kultur, kein vertieftes Wissen.
Muss es Prospekte geben?
Nein.
Vermeintliche Schnäppchen gibt es immer und überall,
das muss nicht extra verbreitet werden.
Und wenn schon Prospekt, Zeitung oder Buch, muss das nicht unbedingt Papier sein. Schließlich gibt es inzwischen passable elektronische Lösungen für Zeitungs- und Bücherleser.
Das Ökoportal Utopia hat kürzlich einen Vergleich des Ressourcenverbrauchs von Buch bzw. E-Book-Reader angestellt. Ergebnis: Wer viel liest, tut das besser mit einem E-Book-Reader*.
Daraus folgt: Prospekte wären in elektronischer Form auch hier wahrscheinlich die umweltverträgliche Lösung.
Es gibt auch elektronische Prospektlösungen.
Es gibt Newsletter.
Es gibt Mails.
Das heißt dann Junk oder Spam.
Und wer will das schon?

Vergleich Buch-Reader auf utopia

https://news.utopia.de/ratgeber/ebook-reader-oeko/

* am 10.11.2015 schreibt die FAZ: „Trotz Papierproduktion, Druck und Transport stehen die stünden die Online-Medien in der Gesamt-Umweltbilanz schlechter da. Schliesslich müssen auch Mobiltelefone, Computer und Laptops produziert werden. Vom Stromverbrauch ganz zu schweigen. Vergleiche man alle Faktoren, erhöhe täglich eine halbe Stunde Online-Lektüre  den Kohlendioxidausstoß um 36 Kilogramm. Beim Lesen von Printmedien seien es dagegen nur
28 Kilogramm.“ Die Zeitung beruft sich auf einen Bericht  im Bahnmagazin „mobil“.