Schwarzenegger’s Hummer

Arnold Schwarzenegger fährt gerne Hummer.
Das ist aus ökologischen Gründen nicht ganz
so optimal, aber: Eines Tages sind neue Technologien
in Sicht. Umweltfreundliche, klar doch.


Der Hummer ist der beste Freund der Mineralölindustrie, wie das Magazin Auto Motor Sport formulierte1, fährt er doch, trotz eines 1200-Liter-Tanks, alle 500 km an der Tankstelle vor.
Arnold Schwarzenegger hat vier dieser Fahrzeuge.
Arnold Schwarzenegger ist nicht irgendwer, sondern der ehemalige Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien. Dieses Kalifornien will Vorreiter in Sachen Klimaschutz sein, unter anderem als Unterzeichner der sogenannten „Unter2-Koalition“. Auch Baden-Württemberg ist dabei. Die Teilnehmer2 dieser Koalition verpflichten sich, den CO2-Ausstoß pro Kopf bis zum Jahre 2050 auf zwei Tonnen zu begrenzen. Heute liegt er, über den Daumen gepeilt, in Deutschland bei rund 10 Tonnen, in den USA bei rund 20 Tonnen.
Also muss etwas passieren.
Was, sagt uns Arnold Schwarzenegger.
Technik sei der Schlüssel zur Rettung des Planeten. Die Technik liefere heute schon Ansatzpunkte für Verbesserungen. „Eines Tages werden wir Flugzeuge mit Wasserstoffantrieb haben. Schon morgen können wir den dreckigen Dieselantrieb loswerden.“3
Ich bin nicht Arnold Schwarzenegger.
Aber ich weiß auch was. Anstatt auf immer neue Technologien zu setzen, schlage ich folgendes vor: Suffizienz.
Nichts gegen neue Technologien, sie machen das Leben leichter – und vor allen spannend. Derzeit herrscht ein Run auf ein neues Spielzeug namens Fidget Spinner, kommt ein neues Iphone, stehen die Leute stundenlang an und für einen neuen Tesla haben sich Tausende in eine Warteliste eingetragen. Schön.
Das Problem: Keine Technologie, die uns in Sachen Ökologie entscheidend voran bringt, hat sich bisher richtig durchgesetzt. Um beim Thema Auto zu bleiben, nehmen wir die Elektromobilität. Verkehrsmäßiger Fortschrittsfaktor: Null. 40 Millionen E-Mobile führen in Deutschland zu den gleichen Staus wie 40 Millionen Verbrenner. Fortschrittsfaktor in Sachen Lärm: Null. Jedenfalls bei einer Geschwindigkeit größer als 25 km/h4. Nur der Fortschrittsfaktor in Sachen Luftqualität wäre in Städten spürbar, zumindest in Deutschland, wo der Energiemix schon recht stark auf Erneuerbare zuläuft. Allerdings ist die Energiewende nicht einmal hierzulande richtig angekommen, viele würden am liebsten wieder wenden und die alte Richtung einschlagen. Wohin die fast gesamte übrige Welt noch immer unterwegs ist. Der Energiemix, global gesehen, besteht heute zu vier Fünfteln aus Gas, Kohle, Öl. Auch bis zum Jahr 2050 wird sich daran nichts Wesentliches ändern5. Und ohne Strom aus überwiegend erneuerbaren Quellen ist Elektromobilität nicht gerade der Hammer.
Allerdings hat auch Suffizienz ein Problem: Sie ist stinklangweilig.
Denn Suffizienz heißt eigentlich, dass es reicht, dass wir nicht mehr brauchen. Eher weniger. Verzicht.
Suffizienz hat jedoch einen ganz entscheidenden, unschlagbaren Vorteil: Sie hilft immer. Und zwar sofort.
Dass technischer Fortschritt und alle Erfindungen den Planeten retten, wie nicht nur Arnold Schwarzenegger glaubt, ist keineswegs nicht sicher. Derzeit sieht es überhaupt nicht danach aus. Vielleicht werden Historiker eine Tages sagen, der Verbrennungsmotor sei die tödlichste Erfindung der Menschheit gewesen, wenn wir nicht bald größere Schritte in Richtung des Zwei-Tonnen-Ziels unternehmen.
In Sachen Arnold Schwarzenegger heißt das:
Den Hummer einfach stehen lassen.

 

1 auto-motor-sport.de, 19.03.2004: Hammerhart und mächtig durstig
2 siehe under2mou.org und die Unterzeichner finden Sie hier
3 Südwest Presse, 23.05.2017: Hasta la vista, Diesel
4 Spiegel online, 23.04.2013: Krachmacher Elektroauto
5 Wikipedia-Eintrag: Die Entwicklung des weltweiten Energiemix