Fisch kann nicht nur praktisch grätenfrei sein, sondern auch praktisch plastikfrei.
Ein Zufallsfang! Es sollte Fisch geben am Freitag. Und zwar Fischfilet à la bordelaise (tiefgekühlt) mit Reis, was eigentlich alle mögen. Wir benötigen, bedingt durch die Familiengröße, inzwischen drei Packungen. Tatsächlich waren drei Packungen da, zufällig allerdings von drei verschiedenen Herstellern.
Hochinteressant, was da nach dem Öffnen herauskam:
Hersteller 1 verzichtet ganz und gar auf Plastik. Das Filet mit der Bordelaise-Auflage befindet sich einfach in einer Pappschale.
Hersteller 2 verzichtet teilweise auf Plastik. Das Filet befindet sich zwar ebenfalls in einer Pappschale, allerdings war die mit Plastik foliert.
Hersteller 3 verwendet statt der Papp- eine Aluminiumschale, die zudem mit Plastik foliert ist.
Auch ohne komplexe Berechnungen anzustellen, liegt die Vermutung nahe, dass das Produkt von Hersteller 1 verpackungsmäßig einen wesentlich geringeren ökologischen Fußabdruck hinterlässt als das Produkt von Hersteller 3. Und was man auch noch sagen kann:
Geht doch! Es muss nicht immer Plastik sein.
Falsch! Es darf kein Plastik mehr sein. Zumindest nicht bei Verpackungen. Wenn der Planet in Zukunft noch halbwegs bewohnbar bleiben soll, müssen wir weitgehend weg vom Plastik. Das Problem ist ja erkannt, was die Diskussion um das Verbot der Plastiktüte zeigt. Allerdings zeigt das Beispiel Plastiktüte auch, dass der Ansatz, Druck auf den Konsumenten auszuüben, der falsche ist. Verzicht – also individuelles Verhalten – löst gesellschaftliche Probleme praktisch nie. Natürlich schadet es auch nicht, wenn ich mit der Stofftasche daherkomme.
Wer in erster Linie handeln muss, sind nicht Einzelne, sondern die Regierungen. Sie müssen Druck auf Hersteller und Händler ausüben, die Plastikflut einzudämmen. Es ist doch viel praktischer, nicht 80 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher zur Verhaltensänderung anzuregen, sondern fünf Einzelhändler. Fünf Konzerne beherrschen hierzulande rund 90 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels. Fünf Leute hat ein Umweltminister am Tisch, denen er klar machen muss, dass sie die Plastikorgien zu beenden haben.
Beispielsweise könnte man den Händlern vorschreiben, dass sie Wurst und Käse nicht in Plastik abgepackt anbieten dürfen, sondern über eine Wurst- und Käsetheke verfügen müssen. Die Ware könnte in Papier eingeschlagen und in eine vom Kunden mitgebrachte Dose oder Box gelegt werden. Idee und Konzepte um weitgehend „plastikfrei“ zu leben gibt es genug. Man muss sich nur einmal umsehen, zum Beispiel in den „Unverpackt“-Läden.
Ähnliches gilt für die Hersteller. Sie sollten ebenfalls dazu gebracht werden, weniger bis gar kein Plastik zu verwenden. Und damit wären wir wieder bei unserem Fischfilet à la bordelaise. Was wetten wir, dass Hersteller 1, der auf Plastik verzichtet, kostengünstiger verpackt, weil ja Material und ein Arbeitsschritt entfallen? Zudem macht das Beispiel deutlich: Der Verbraucher hat hier wenig Einfluss. Der Fisch ist ja bei allen drei Herstellern zunächst in einer Pappschachtel. Dass er innen praktisch plastikfrei ist, merkt man ja erst beim Öffnen. Ein Zufallsfang.
Das Bild von Wikimedia
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pollachius_virens1.jpg)
zeigt einen Fisch mit dem wissenschaftlichen Namen Pollachius virens aus der Familie der Dorsche. Der deutsche Name lautet Köhler oder Kohlfisch. Pollachius virens kommt unter dem Namen „Seelachs“ in den Handel. Er unterscheidet sich vom Pazifischen Pollack, Theragra chalcogramma bzw. Gadus chalcogrammus, der als „Alaska Seelachs“ in den Handel kommt.
Das Produkt von Hersteller 1 ist jedenfalls so gekennzeichnet: „Seelachs/Pollachius virens“.
Hersteller 2 schreibt auf der Verpackung „Alaska-Seelachs/Theragra chalcogramma“.
Ebenso Hersteller 3.