Oft gehört: Durch Vulkanismus entsteht mehr CO2 als durch menschliche Aktivitäten.
Ein Dr.-Ing. Peter Herbert schreibt in einem Leserbrief1 an die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Die geologische Forschung hat gezeigt, dass Vulkane ein Vielfaches an CO2 ausstoßen. Zum Beispiel habe der Vulkan Pinatubo in Indonesien 1991 in vier Tagen mehr CO2 ausgestoßen als die Menschheit insgesamt – seit es die Menschheit gibt!“
Das gibt zu denken. Stimmt das?
Als Journalist überlegt man, wer darüber definitiv Auskunft geben könnte. Wer weiß was? Wo sind die Fachleute?
Da der Leserbriefschreiber die „geologische Forschung“ zitiert, liegt es nahe, Geologen oder vielleicht sogar Vulkanforscher, Vulkanologen, zu fragen. Wie alle anderen Fachleute und Berufsgruppen sind die in der Regel in Verbänden organisiert. Die Verbände findet man heute natürlich im Internet. Davor gab es ausschließlich den „Oeckl – Taschenbuch des öffentlichen Lebens“, für die Recherche ein wichtiges Hilfsmittel.
Auf diese Weise sind wir auf die Deutsche Geologische Gesellschaft – Geologische Vereinigung (DGGV) gestoßen. Meist haben Verbände, ebenso wie Unternehmen und Behörden, Ansprechpartner für die Presse. An die richten wir die Anfrage, also ob das stimmt, mit den Vulkanen und dem CO2. Die DGGV2 hat die Anfrage an Prof. Dr. Hans-Ulrich Schmincke weiter geleitet.
Schmincke ist Vulkanologe und gilt als einer der weltweit renommiertesten Forscher auf diesem Gebiet3. Seine Antwort kam prompt und ist eindeutig: „Atmosphärenchemiker haben schon vor vielen Jahren ausgerechnet, dass die von Vulkanen ausgestoßenen CO2-Mengen nur einen ganz kleinen Bruchteil der von der Erde und anthropogen ausgestoßenen CO2-Mengen darstellt. Über die vom Pinatubo-Vulkan im Mai 1991 ausgestoßenen Gasmengen gibt es viele Hundert – vermutlich weit über Tausend – wissenschaftliche Aufsätze.“
An der Aussage stimmt nichts. Alles Fake. Wer sich im Detail über die Klimaauswirkungen von Vulkanen informieren will, kann das Buch „Vulkanismus“ von Hans-Ulrich Schmincke lesen. Für Kinder hat er „Entdecke die Vulkane” verfasst.
Eine Internetrecherche liefert nicht so viel fundiertes Fachwissen, geht aber schneller. Einfach die Stichworte „Vulkane CO2“ in die Suchmaschine eingeben. Das Entscheidende dabei ist nicht, was gesagt wird, „im Internet“ sagt jeder alles4, sondern wer was behauptet. Es geht auch hier darum eine Quelle zu finden, der man vertrauen kann.
Hier die ersten drei Treffer, die vermutlich glaubwürdig sind.
1. Correctiv ist ein bei Journalisten bekanntes gemeinnütziges Recherchezentrum.5
2. Das Umweltbundesamt ist eine Behörde. Warum sollte sie Fake News verbreiten?6
3. Über Skeptical Science wissen wir auch nicht mehr als auf der Webseite steht.7
Alle drei Quellen sind sich einig: Vulkane stoßen pro Jahr etwa ein Hundertstel dessen aus, was die Menschheit an CO2 pro Jahr produziert.
Bei Skeptical Science haben Wissenschaftler alle Scheinargumente von Klimaskeptikern zusammengetragen und widerlegt. Insgesamt sind es fast 200, das mit den Vulkanen ist Nr. 73.
1 Frankfurter Allgemeine Zeitung, Leserbrief am 25.01.2020
„Von Menschen erzeugt?“
2 Deutsche Geologische Gesellschaft – Geologische Vereinigung (DGGV)
www.dggv.de
3 Wikipedia-Eintrag „Hans-Ulrich-Schmincke“
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Ulrich_Schmincke
4 Das ist ja gerade der Grund dafür, dass wir uns auf die Zeitung verlassen. Nicht nur weil wir Papier mögen und es gerne rascheln hören, sondern weil wir den Leuten, die uns in der Zeitung mit Informationen beliefern, vertrauen (außer den Leserbriefschreibern)
6 Umweltbundesamt
https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/uebersehen-die-klimatologen-die-vulkanischen
7 Skeptical Science
https://skepticalscience.com/translationblog.php?n=335&l=6