Reisen Sie nach Italien…

…Frau Merkel. Wann, wenn nicht jetzt, wäre ein Freundschaftsbesuch nötiger?


Und wie bei jedem Besuch, bringt man etwas mit. Blumen reichen nicht – aber wie wäre es mit einem Ärzteteam der Bundeswehr?
Ein Feldlazarett wird doch hoffentlich kein Problem sein.

China macht es vor. In Mailand und Rom sind dieser Tage tonnenweise Ausrüstung, Ärzte und Pfleger aus der Provinz Zheijang eingetroffen1. Wie immer man das deuten möchte – zuallererst ist es ein Signal der Hilfsbereitschaft, egal, ob die Chinesen damit noch andere Interessen verfolgen. Beispielsweise das eigene Profil zu schärfen, die ziemlich große chinesische Community in Norditalien zu beeindrucken oder sogar die Europäische Union zu desavouieren.

Allerdings braucht es dieser Tage nicht viel, die EU bloßzustellen. Alle Regierungen scheinen demonstrieren zu wollen, was wirklich zählt: der Nationalstaat. Deswegen macht man erst Mal die Grenzen dicht. Was ziemlicher Unsinn ist, wenn sowieso alle zuhause bleiben sollen. Dafür hat man mit dieser Maßnahme den Warenstrom stärker beeinträchtigt als alle Hamsterkäufe es tun könnten. Die Europäische Union ist ein Wirtschaftsraum. Schon gemerkt? Da darf man nicht einfach die Grenzen schließen und so tun, als ob das Heil in Abschottung läge. Jetzt sieht es wieder so aus, als ob das Unheil von außen käme. Dabei kommt es gerade jetzt darauf an, dass sich die Europäer gegenseitig helfen und die Krise gemeinsam durchstehen. „Abstand halten ist die medizinische Losung dieser Tage. In der Weltpolitik brauchen wir jetzt das Gegenteil“, schreibt Bernhard Zand auf Spiegel online2.

Zusammenhalten in der EU und ein Signal der Freundschaft von Deutschland an Italien wären jetzt genau das Richtige. Zumal in Italien die einseitige Schließung der Grenzen nicht besonders gut angekommen ist. Das war früher schon mal anders. Als 1976 in Friaul die Erde bebte und am Ende fast 1000 Tote und große Zerstörungen zu beklagen waren, half die Bundeswehr mit schwerem Räumgerät und mehr als 500 Soldaten3. Also, Frau Bundeskanzlerin, reisen Sie nach Italien4. Mit großem Gepäck. Sie schaffen das!

 

1 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.20: Todeszone Italien

2 spiegel.de, 19.03.2020: Jeder gegen jeden, globale Edition
https://www.spiegel.de/politik/ausland/coronavirus-krise-wir-brauchen-eine-weltregierung-a-058a25cf-646a-466f-a969-7a40a517feb0

3 aus „Humanitäre Einsätze der Bundeswehr 1960 bis 1976“
http://www.pfadfinden.com/bw/HE_BW_1960-1976

4 Kurz bevor dieser Beitrag online ging, kam die Meldung, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe sich in häusliche Quarantäne begeben. Frau Kramp-Karrenbauer, übernehmen Sie!

 

Bild von David Kooijman auf Pixabay